Free Mumia! Mehr als 8000 Menschen demonstrierten in Berlin.

5. Februar 2000
Mehr als 8000 Menschen demonstrierten in Berlin für die Freiheit von Mumia Abu Jamal.

Am 05.02.00 hatten sich in Berlin auf dem Rosa-Luxemburg-Platz mehr als 8000 Menschen versammelt, um in einem Demonstrationszug durch die Berliner Innenstadt für das Leben und die Freiheit von Mumia Abu-Jamal und von allen politischen Gefangenen und für eine generelle Abschaffung der Todesstrafe zu demonstrieren.

Da sich das Schicksal Abu-Jamals zu jener Zeit in einer entscheidenden Phase befand, weil seine Anwälte versuchten, auf der Grundlage der sogenannten "Habeas Corpus" Klausel ein neues Verfahren zu erreichen, sollte mit dieser Großdemonstration ein deutliches Signal in Richtung USA gesendet werden. Das war angesichts der überraschend hohen Zahl an TeilnehmerInnen sicherlich gelungen.

So zählte denn auch der Halt des Demonstrationszuges vor der von der Polizei abgeriegelten US Botschaft mit dem telefonisch übermittelten Grußwort Mumia Abu-Jamals und der Rede seines Anwaltes Len Weinglass zu den Höhepunkten des Protestmarsches.

Nationwide demonstration in Berlin: On 05 February 2000 more than 8000 people assembled in Berlin to demonstrate in a large move through the center of Berlin for the life and the liberty of Mumia Abu Jamal and all political prisoners and for a general abolition of the death penalty. His advocates try namely to attain a new court negotiation for him. A clear sign should therefore be sent in direction of USA with this great demonstration. The highlight of the demonstration was a declaration before the US embassy: The advocate Len Weinglass gave a speech there. Further there was transmitted a telephonic greeting message of Mumia Abu Jamal.

 
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Grußwort von Mumia Abu Jamal an die bundesdeutsche Demo am 5. Februar 2000 in Berlin:
(Die Grußbotschaft wurde von UnterstützerInnen am Telefon aufgenommen.)

"In diesem Moment im Januar 2000 werden mehrere junge Männer, die zum Zeitpunkt ihres Vergehens noch Jugendliche waren, von den US-Bundesstaaten Texas und Florida getötet werden. Was ist das für ein Staat, der seine eigene Jugend tötet! Die USA sind ein solcher Staat. Ihn interessiert der Inhalt internationaler Verträge und Konventionen nicht. Diese Jungen werden tot sein, bevor der Monat Februar beginnt.Warum sollte Euch das interessieren? Schließlich lebt Ihr in anderen Ländern außerhalb der USA.Was hat das mit Euch zu tun? Nun, die Widerstandsbewegung gegen die WTO in Seattle hat es gezeigt: Auf der einen Seite sind es global vernetzte Kräfte, die Menschen und die Natur ausbeuten und unterdrücken. Aber wenn die Repression global ist, warum sollte da nicht auch der Widerstand international und weltweit vernetzt sein? Wenn das Interesse des Kapitals, global Profit zu machen, Priorität hat, warum können dann nicht die einfachen Menschenrechte Priorität haben? Und warum sollten nicht anstelle des Kapitalismus die Widerstandsbewegungen die allgemeingültigen Regeln bestimmen? Warum wird dem Leben nicht ein höherer Stellenwert eingeräumt? Menschen in anderen Ländern haben sehr wohl die USA für die hier vorherrschende und tief verwurzelte Kultur des Todes zu kritisieren. Denn Kritik innerhalb der USA, so sie denn überhaupt existiert, wird schnell unterdrückt und zum Schweigen gebracht. Die USA sind eine Nation, die von der Idee des geschriebenen und verbrieften Rechts besessen ist. Nur das, was geschriebenes Recht ist, wird als legitim erachtet. Daher verwundert es auch nicht, daß die USA fast ein halbes Jahrhundert gebraucht hat, um die internationalen Konventionen gegen Rassismus und Völkermord zu unterzeichnen. Welche Haltung dahinter steht, wird deutlich, wenn man bedenkt, daß das Parlament, der US-Kongress, diese Konvention nur mit Bedenken verabschiedet hat. Das führt dazu, daß diese Konventionen in bedeutungslose Papierstücke verwandelt werden, die von keinem Richter, keinem Gericht und keiner Instituition respektiert werden müssen. Da in diesem Jahr die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen stattfinden werden, arbeitet die Hinrichtungsmaschinerie noch schneller; denn nichts verbessert die Position eines Politikers mehr als eine Hinrichtung. Das Recht auf Leben zählt dabei nicht. Daher sind Eure Aktionen gegen die Todesstrafe lebenswichtig, um das wenig schmeichelhafte Image der US-amerikanischen Kultur des Todes aufzuzeigen. Inzwischen warten mehr als 1500 Frauen und Männer auf den staatlich angeordneten Tod. Unter ihnen sind rund 80 Jugendliche, 17-jährige und noch Jüngere. Von Euch könnte etwas kommen, was in den USA noch nicht existiert: eine Ethik des Lebens! ONA MOVE! Aus der Todeszelle hier spricht Mumia Abu Jamal."

Die Rede von Anwalt Len Weinglass:

"Als einer von 3600 Menschen, die in den USA auf die Hinrichtung warten, begrüßt Mumia Euch und bedankt sich bei Euch dafür, daß Ihr aufsteht gegen die Politik der USA, Menschen hinzurichten. In den letzten 4 Wochen sind 4 Menschen hingerichtet worden, die noch nicht einmal 18 Jahre alt waren, als sie verurteilt wurden für Taten, die sie zu dem Zeitpunkt begangen hatten. Sie wurden hingerichtet, obwohl sie Minderjährige waren. Und es sind noch 70 weitere Menschen in den Todestrakten in den USA, die ebenfalls unter 18 Jahre alt waren, als sie zum Tode verurteilt wurden. Im vergangenen Jahr fanden in den USA mehr Hinrichtungen statt als in all den Jahren zuvor. Insgesamt wurden 98 Menschen hingerichtet.

Das sind so viele wie zuletzt im Jahr 1949, und während dieses Jahr anfängt und weitergeht, wird die Zahl der Hinrichtungen noch die Zahl vom Vorjahr übersteigen. Die Fragen der ethnischen Zugehörigkeit und der Klassenzugehörigkeit sind die entscheidenden Faktoren dabei, ob jemand im Todestrakt landet oder nicht. Das ist eine Schande und ein nationaler Skandal. Ich fordere wen auch immer aus der amerikanischen Botschaft dahinten am Ende der Straße auf, auf die Straße zu kommen und mit mir öffentlich über diese Themen zu diskutieren und mich zu widerlegen. Die USA müssen endlich begreifen, daß die ganze Welt sie beobachtet, und daß diese Hinrichtungen, daß das Morden aufhören muß. Das Recht auf Leben ist ein grundsätzliches Menschenrecht, und wir können es nicht zulassen, daß das Land, das überall auf der Welt behauptet, es würde die Menschenrechte verteidigen, gleichzeitig seine Armen, seine Jugend und seine politischen Gegner hinrichtet.

Mumias Fall ist keineswegs außergewöhnlich, sondern in seinem Fall zeigt sich eine ganz normale Struktur, die viele andere auch betrifft.Und diese Struktur und dieses Muster, was wir sehen, besteht daraus, daß Mumia zum Beispiel es nicht gestattet wurde, wirkliche Geschworene zu haben, afro-amerikanische Geschworene, sondern es waren mehrheitlich weiße Geschworene, die über ihn zu Gericht saßen. Die Zeugen, die für ihn aussagen wollten, wurden von der Staatsanwaltschaft eingeschüchtert. Beweismaterialien wurden gegen ihn fabriziert. Der Richter, der über Mumia zu Gericht saß, war ein ehemaliger Polizeibeamter. Damals hatte Mumia einen Anwalt, der selber zugab, inkompetent und unerfahren zu sein. Mumia hatte kaum Mittel zu seiner Verteidigung. Der einzige Unterschied in Mumias Fall zu all den anderen Fällen ist, daß er ein politischer Gefangener ist. Er wurde das Opfer einer politischen Verfolgung. Er war Ziel staatlicher Repression aufgrund seiner politischen Aktivitäten. Er ist ein politischer Gefangener. Dieses Jahr ist die kritische Phase in Mumias Verfahren angebrochen; denn jetzt befindet sich Mumias Verfahren vor dem Bundesbezirksgericht, vor dem er versucht, endlich ein neues Verfahren zu bekommen. Wir brauchen Eure Unterstützung jetzt mehr denn je, mehr als zuvor! Und zu denen, die Mumia unterstützen, und die Teil dieser Bewegung sind, gehören auch Nelson Mandela, Angela Davis, Günter Grass und viele andere.
Free Mumia, free Abdullah Öcalan and free all political prisoners!"

Aktuelle Informationen gibt es bei Mumia Hörbuch

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Ingbert Petersen