Castor 2001: X-tausendmalquer besetzt am 26.03.01 das Castor-Gleis bei Wendisch-Evern

Teil 1: Im "Camp" von X-tausendmalquer bei Wendisch-Evern am 24.03.01

Nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg ein Versammlungsverbot für die Initiative X-tausendmalquer im Zentrum von Wendisch-Evern bestätigt hatte, wurde es der Initiative erlaubt, eine sogenannte Protestversammlung etwa 1 km vom Castorgleis entfernt auf einem Parkplatz an der Kreisstraße 37 durchzuführen, zu der auch eine Infrastruktur mit Strom, Toiletten und Sanitätszelt gehörte. Ausdrücklich verboten allerdings war das Zelten. So waren die TeilnehmerInnen gezwungen, die bitterkalte Nacht im Freien zu verbringen, lediglich ein wenig durch Strohballen vor dem eiskalten Wind geschützt, welcher über die Äcker pfiff. Die Fotos entstanden im Anschluß an die Großdemonstration in Lüneburg. Von dort aus waren viele TeilnehmerInnen in ihre Camps (sofern diese nicht auch verboten waren) gereist. Die Fotos zeigen gerade stattfindende Beratungen und Abstimmungen im SprecherInnenrat, der sich u.a. damit befaßte, wie man die Nacht verbringen und ob man sich an die behördlichen Auflagen halten wolle.

Teil2 : Gleisbesetzung bei Wendisch-Evern am 26.03.01

Wendisch-Evern, am 26.03.01: Es ist ca. 13.30 Uhr, als wir im Camp ankommen. Dort herrscht reges Treiben, Isomatten und Schläfsäcke werden zusammengerollt und verpackt und Essen wird eingenommen. Man bereitet sich auf eine erste Besetzung des Castor-Gleises am frühen Nachmittag vor. Kurz darauf wird der Rat der BezugsgruppensprecherInnen einberufen. Letzte Absprachen werden getroffen, dann kommt mit einem Mal große Bewegung ins Camp. Die SprecherInnen rufen laut verschiedene Kennworte aus. Das ist das Zeichen für die einzelnen Gruppen, sich zu versammeln. Kurz werden Information gegeben. Dann marschieren auch schon fast tausend gutgelaunte und festentschlossene Leute zügig in Richtung Gleis los. Zunächst in zwei getrennten Zügen, um die Polizei zu irritieren. Man will deren zur Zeit noch dünne Präsenz unbedingt ausnutzen, um einen Durchbruch zum Gleis zu schaffen. Schließlich schwenken beide Züge in die gleiche Richtung. Mühsam geht's jetzt querfeldein über Äcker, Wiesen und durch Wald. Stacheldrahtzäune sind zu queren, und das alles schwerbepackt mit Materialien, die das Leben während einer langen Besetzung erleichtern sollen: Strohsäcke, Matten, Schlaf- und Rucksäcke. Immer wieder werden die Hastenden per Megaphon zu weiterer Eile aufgerufen, um der Polizei zuvorzukommen. Schließlich ist hohe Böschung erreicht. Unten liegt das Gleis. Jetzt noch einige zwanzig, dreißig Meter Kletter- oder Rutschpartie abwärts und das Ziel des Begehrens ist erreicht. Erleichterung! Nun richtet man es sich im Gleisbett ein, so bequem es irgend geht. Alle genießen diesen Teilerfolg und die Stimmung ist dementsprechend gut. Der ebenfalls herbeigeeilten aber zahlenmäßig unterlegenen Ordnungsmacht bleibt nichts anderes übrig, als dem munteren Treiben zunächst tatenlos zuzusehen.

Teil 3: Versuch einer Räumung

Wendisch-Evern, am 26.03.01: Zum Zeitpunkt der Geisbesetzung sind dort etwa 200 Polizisten vor Ort. Allmählich trifft mehr und mehr Verstärkung ein. Nach dreimaliger Aufforderung zum Verlassen des Gleises beginnt die Polizei mit dem Räumen. Die ersten DemonstrantInnen werden vom Gleis gezogen oder getragen. Nun geht's die hohe Böschung hinauf. Die ist auch ohne Tragelast nur schwierig zu bewältigen, da man immer wieder im naßweichen Boden abrutscht oder sich in einer der vielen Dornenranken verfängt und stolpert. Fast eine Sisyphusarbeit. Zu dritt, viert und sogar zu fünft bemühen sich die durch die Schwere und Unbeweglichkeit ihrer Kampfmontur gehandikapten PolizistInnen, die passiven Widerstand leistenden DemonstrantInnen samt Gepäck die Böschung hochzutragen oder zu zerren und zu schleifen, wenn es gar nicht anders geht. Ein kleiner Bruchteil der BesetzerInnen gelangt auf diese Weise nach oben. Dann bricht der Einsatzleiter die Räumung ab und fordert aus Lüneburg einen Einsatzzug an.

Teil 4: Entschlossener Widerstand auf dem Gleis

Wendisch-Evern, am 26.03.01: Nachdem die Polizei beim ersten Räumungsversuch nur 15 Menschen die hohe und steile Böschung hinaufschaffen konnte, wurde aus Lüneburg ein bereitgestellter Personenzug mit einer Eingreiftruppe aus Sachsen angefordert. Nun konnte die weitere Räumung leichter vollzogen werden. Allerdings gingen die PolizistInnen aus Sachsen unverhältnismäßig hart zu Werke. Zwar konnte von uns kein Schlagstockgebrauch beobachtet werden, doch Griffe in Gesicht und Augen, Verdrehen von Armen und Händen sowie das Ziehen an den Haaren gingen den SächsInnen teilweise ganz locker immer dann von der Hand, wenn jemand passiven Widerstand leistete und nicht freiwillig zu den Wagons ging. Umso mehr beeindruckte vor dieser Tatsache das völlig gewaltfreie Verhalten der GleisbesetzerInnen, welche trotz dieser Übergriffe nicht aufgaben und vielfach heiter und guten Mutes darauf warteten, selber abgeräumt und in den Zug verfrachtet zu werden. Mit diesem ging es dann nach Lüneburg, wo Busse für den Weitertransport warteten. Der Westbahnhof war von BGS und Polizei hermetisch abgeriegelt worden. Davor nahm eine große Menschenmenge Anteil an der Lage der Zwangsverschickten.

Nach Informationen, die wir später erhielten, "wurden die "Gefangenen" "in alle vier Winde verstreut" bzw. verschleppt. Die Reisebusse fuhren in verschiedene Richtungen, spalteten so die Gesamtgruppe auf. Die "Gefangenen" wurden dann an verschiedenen Orten, etwa 100 km voneinander entfernt ausgesetzt, teilweise spät nach Mitternacht. Eine Gruppe versuchte wohl, den Reisebus für eine Rückfahrt zu mieten, was aber von der Polizei unterbunden wurde. Andere kamen vor Ort in Kirchengemeinden unter, die überwältigende Mehrheit wollte aber in derselben Nacht noch zurück nach Wendisch Evern, was private Shuttle-Dienste der BewohnerInnen des "Camps" auch ermöglichte".


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Die Fotos wurden auf Film belichtet und davon Abzüge in 10 x 15 cm gefertigt. Diese wurden dann gescannt. Wir bitten daher die vordigitale Bildqualität zu entschuldigen.

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Ingbert Petersen